Fest 2013

Fest der Völkerverständigung 2013

 

Fest der Völkerverständigung  04. Mai 2013

Rede zur Gedenkfeier am 04. Mai 2013 am Gedenkstein Porzellanwerk
(Ausarbeitung Georg Graven)

Am 30. Januar 2013 jährte sich zum 80. Mal der Beginn der Nazi-Diktatur und am 08. Mai 2013 zum 68. Mal deren Zerschlagung.

In der allgemeinen Erinnerungskultur in Deutschland sind diese Daten jedoch zu kalten Gedenktagen geworden, die scheinbar keine Bedeutung mehr haben. Die Erinnerung hat sich segmenthaft auf die zweite Hälfte der NS-Zeit mit Holocaust und zweiten Weltkrieg verlagert. Jedoch ohne Vorgeschichte sind die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht zu verstehen.

„Bei der Erinnerung an die Frühphase der NS-Diktatur wird deutlich, dass diese hätte verhindert werden können. - diese Feststellung traf der Direktor der Gedenkstätte Buchwald Volkhard Knigge erst kürzlich.

Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hat im Januar dieses Jahres mit folgenden Worten alle Thüringer aufgerufen, im Alltag jeder Form des Rassismus und Diskriminierung klar entgegenzutreten „nie wieder darf die Würde des Menschen infrage gestellt, relativiert oder gar ganz abgesprochen werden. Das Unheil nimmt seinen Anfang stets im Kleinen - und zwar überall dort, wo ihm nicht entschieden widersprochen werde; im Beruf, im Verein oder am Stammtisch. Wenn es uns gelingt, die Lehren aus der grauenhaften Zeit des Nationalsozialismus zu ziehen, dann wird sich die Geschichte nicht wiederholen"

Millionen Menschen sind entwürdigt, entrechtet, enteignet, vertrieben, gefoltert und ermordet worden.

Die Landtagspräsidentin Birgit Diezel sagte zum Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus: „Wir wissen zwar: Trauerarbeit und Gedenken geben den Opfern ihr Leben nicht wieder. Aber sie bewahren sie vor einem zweiten Tod, dem Tod durch Vergessen."

Wir können nicht oft und intensiv genug warnen, damit es nie wieder zu derart wahnsinnigen Verbrechen wie in einer faschistischen Diktatur kommt, unter deren Herrschaft Menschen millionenfach sinnlos ermordet wurden.

Ich wünsche mir, dass Gedenktage wie dieser Heute mit noch größerer Aufmerksamkeit wahrgenommen werden. Jeder Demokrat sollte öffentlich bekennen, dass er mit Abscheu diese menschenverachtende Ideologie verurteilt. Grundsätzlich müssen wir jede Ideologie verurteilen und bekämpfen, die menschenverachtend ist und ebenfalls millionenfach Menschenopfer forderte und noch fordert.

Wenn wir uns für Humanismus, Demokratie und eine freie gewaltlose Welt einsetzen, müssen wir auch der Opfer totalitärer Regime gedenken und auch vor dieser Gefahr nicht die Augen verschließen. Deshalb müssen einzelne Bürger, Wissenschaftler, Medien und Politiker daran mitwirken den folgenden Generationen klar und deutlich zu sagen, was Recht und was Unrecht war. Unheil bleibt nicht von selbst fern. Wir müssen ihm entschieden begegnen.

„Wer aufhört zu Gedenken und wer beginnt die Geschichte abzuschneiden wird schwach" war eine wichtige Feststellung der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth.

Erinnerungskultur als Chance und nicht als Last zu empfinden ist mein Appell an alle Schichten unseres Volkes insbesondere an alle politischen und gesellschaftlichen Verantwortungsträger