Fest der Völkerverständigung am 05. Mai 2007
Gerade in der gegenwärtigen immer notwendiger werdenden Auseinandersetzung mit rechtsextremem Gedankengut ist Völkerverständigung eine der wichtigsten politischen Verantwortungswahrnehmung. Völkerverständigung und Aussöhnung gerade an einem Tag wie dem 5. Mai, dem EUROPATAG, sollte für jeden Europäer ein Herzensbedürfnis sein. Deshalb hat dieses Ereignis vier Tage vor dem Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus am 8. Mai, einen festen Platz im Veranstaltungskalender unserer Gemeinde erhalten.
Auch in diesem Jahr erwarten wir als Gäste ehemalige Zwangsarbeiter, die im Rüstungsbetrieb Reimahg dienstverpflichtet waren, mit ihren Angehörigen oder deren Nachfahren. Es werden Gäste aus Weißrussland, der Slowakei, Italien, Belgien und Frankreich sein. Wir möchten gemeinsam diese Treffen zur Tradition werden lassen, um Freundschaften aufzubauen. Aber auch gegen das Vergessen, Verharmlosen und Verniedlichen müssen wir deutliche Akzente setzen.
Die Veranstaltung wird am Sonnabend, d. 05. Mai im Rahmen der Mai-Festwoche durchgeführt. Beginn ist 16:45 Uhr mit einer feierlichen Kranzniederlegung am Gedenkstein am ehemaligen Porzellanwerk. Desweiteren werden im Anschluss Kranzniederlegungen am oberen Friedhof in Langenorla, am Grab der italienischen Opfer und auch in Kleindembach am Denkmal der slowakischen Zwangsarbeiter, stattfinden. Zu dieser Veranstaltung sind alle Bürger und Vereine der Gemeinde recht herzlich eingeladen. Um den Gedanken der Verständigung und Aussöhnung gerecht zu werden, möchten wir uns alle auf dem Sportplatz in Kleindembach im Festzelt treffen, um gemeinsame schöne Stunden zu verbringen. Mit einem kleinen Kulturprogramm möchten wir unsere Gäste und unsere Bürger ganz herzlich willkommen heißen. Gestaltet wird dieses durch unsere jüngsten Mitbürger, den Kindern des Kindergartens "Zwergenland" und Schülern der Grundschule Langenorla, sowie dem Gesangverein Langenorla e. V. Auch Beiträge unserer Gäste sind zu erwarten.
Essen aus der Gulaschkanone und ein Freibier können dann anschließend zu Volks- und Tanzmusik genossen werden.
Höhepunkt dieses Festes wird dann zum Abschluss ein kleines Feuerwerk sein.
Ich bin mir sicher, dass jeder der teilnimmt erneut wertvolle Erkenntnisse und Eindrücke mit nach Hause nimmt, die dem Anlass dieses Festes entsprechen.
Ablaufplan - Fest der Völkerverständigung
am 5. Mai in Kleindembach
16:45 Uhr Gedenkfeier am Mahnmal Porzellanwerk als
zentrale Veranstaltung
17:45 Uhr Kranzniederlegung auf dem Friedhof in
Kleindembach am Ehrenmal
17:45 Uhr Kranzniederlegung in Langenorla
oberer Friedhof am Grab der ermordeten Italiener
18:15 Uhr Essen aus der Gulaschkanone und vom
Bratwurstrost
19:00 Uhr kurze Begrüßung zum Fest der Völker-
verständigung und Europatag
Chor - Lied: Ode an die Freude
19:10 Uhr Darbietungen von Kindern aus dem
Kindergarten und der Grundschule Langenorla
19:45 Uhr Auftritt Gesangverein Langenorla -Kleindembach
20:00 Uhr "Stammtisch-Musikanten"
23:00 Uhr Feuerwerk
Allgemeine Informationen Informationen der Bürgermeisters
Fest der Völkerverständigung
Das diesjährige Fest der Völkerverständigung fand am 05.Mai, dem Europatag, statt.
Ein Stück Europa ist an diesem Samstag im Orlatal zusammengekommen und hat
gemeinsam ein stimmungsvolles Fest ausgestaltet. Zum Auftakt fand ein am Gedenk-
stein, am früheren Porzellanwerk in Kleindembach, die zentrale Gedenkfeier zu Ehren
der lebenden Zwangsarbeiter und derer, die nicht mehr unter uns weilen,
statt.
Neben etwa 170 ausländischen Gästen folgten auch viele Einwohner unserer Gemeinde
der Einladung zur Gedenkfeier. Besonders konnten wir den Konsul der polnischen
Botschaft, den Generalkonsul der italienischen Botschaft und den 1.Sekretär der Botschaft
der Slowakei begrüßen. Neben Landrat Frank Roßner folgten der Bundertagsabgeordneter
Dr. Gerhard Botz, die Landtagsabgeordneten Ralf Kalisch und Gottfried Schugens unserer
Einladung. Aus Nachbarstädten und Gemeinden weilten Bürgermeister und Volksvertreter
ebenfalls zur Gedenkfeier unter uns.
Ganz besonders konnten wir unseren Freund aus Belgien, den ehemaligen Zwangsarbeiter
Paul Baert, welcher der Sekretär des Freundeskreises der Zwangsarbeiter ist, begrüßen.
In unserem Kreise weilten auch belgische Soldaten, sowie Mitglieder des Fördervereins
"Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg" e.V.
Neben der zentralen Kranzniederlegung wurden auch auf den Friedhöfen in Kleindembach
und Langenorla Gedenkminuten abgehalten.
Die Einbeziehung unserer Schüler der Grundschule sowie der Jugend überhaupt ist ein
besonderes Anliegen der Gedenkveranstaltungen. Eindrucksvoll war auch dieses Jahr wie
unsere Schüler der 3.und 4. Klasse die ehemaligen Zwangsarbeiter beim Gedenken be-
gleitet haben.
Landrat Frank Roßner würdigte in seiner Gedenkrede: "Der 5.Mai als Europatag sei ein
geeigneter Zeitpunkt zu gedenken, in Erinnerung zu rufen, die Aufmerksamkeit der jungen
Generation zu wecken und im vereinten Europa der Zukunft optimistisch entgegenzuschauen.
Er sei stolz, dass die Gemeinde einen solchen Tag ausrichtet".
Pfarrer Christoph Fuss erinnerte in seinen Worten an die Sehnsucht der Menschen nach
Frieden. Mit einem gemeinsamen Gebet und der Erteilung des Segens wurde die Gedenk-
veranstaltung beendet.
Nicht unerwähnt bleiben darf die intensive Vorbereitung unserer Schüler der 3. Und
4. Klasse
unserer Grundschule auf die Gedenkveranstaltung. Hierzu gab es zwei Veranstaltungen,
welche sich mit den Folgen uns Ausmaßen von Intoleranz und Gewalt sowie gelebter
Toleranz und Freundschaft beschäftigten. Ziel war hier einerseits die Gräueltaten der Welt-
kriege nicht zu vergessen und andererseits auch klar zu machen, dass es immer wieder
Zeiten geben wird, in denen Courage gezeigt werden muss, damit sich die Geschichte nicht
wiederholt. Vorbereitet und unterstützt wurden diese Veranstaltungen sowie das Fest der
Völkerverständigung durch das Bildungswerk Blitz e.V. Kontaktbüro für Demokratie &
Zivilcourage. Die finanzielle Förderung erfolgte durch das Bundesministerium für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Rahmen des Bundesprogramms der
Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie - gegen Rechtsextremismus,
Frauenfeindlich-
keit und Antisemitismus. Hier ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung.
An dieser Stelle möchte ich mich für die große uneigennützige Unterstützung bei all denen
bedanken, die in Vorbereitung und Durchführung dieses großen Ereignisses mitwirkten.
Ein besonderer Dank gilt dem FSV Orlatal, dem Bauernverband, dem Gesangverein Langen-
orla - Kleindembach, Herrn Horst Hartinger, den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren
aller drei Ortsteile, sowie den Mitgliedern des Jugendclubs.
Ganz besonders möchte ich mich bei unseren jüngsten Einwohnern, unseren mitwirkenden
Kinder aus Kindergarten und Schule und bei den Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen
bedanken, die entscheidend mit zur Unterhaltung aller 900 Teilnehmer des Festes der
Völkerverständigung beigetragen haben.
Unverständlich ist mir nur, dass ohne zwingende Gründe, einige Gemeinderatsmitglieder
einer solchen wichtigen Veranstaltung fern geblieben sind.
Graven
Bürgermeister
Ein Stück Europa feiert gemeinsam
von OTZ vom 7.Mai 2007 Redakteurin Sandra Hoffmann
Ein Stück Europa ist am Samstag in Kleindembach zusammengekommen und hat gemeinsam ein stimmungsreiches Fest der Völkerverständigung gefeiert.
Zum Auftakt der Veranstaltung, der im Gedenken an die Opfer des ehemaligen Rüstungswerkes Reichsmarschall Hermann Göring
(Reimahg) am Mahnmal gegenüber des früheren Porzellanwerkes in Kleindembach stattfand, konnte Georg Graven, Bürgermeister der Gemeinde Langenorla, ehemalige Zwangsarbeiter und deren Angehörige aus Belgien, Italien, Polen, Weißrussland, den Niederlanden und der Slowakei begrüßen. Unter den Gästen waren außerdem der Konsul der polnischen Botschaft, Waclaw Lech, der Generalkonsul der italienischen Botschaft, Adriano
Tedeschi, und der 1. Sekretär der Botschaft der Slowakei, Juraj Solcany. Gekommen waren ebenso mehrere Politiker der hiesigen Region sowie zahlreiche Einwohner der Gemeinde Langenorla.
"Wir haben uns hier eingefunden im 62. Jahr der Befreiung vom Hitlerfaschismus, um zu mahnen und um aufmerksam zu machen, dass sich Derartiges weltweit nicht wiederholt", eröffnete Georg Graven die Gedenkfeier. "Und leider müssen wir nach 62 Jahren in Europa, in Deutschland und leider auch in unserer Gemeinde feststellen, dass Aufmärsche stattfinden von rechtsextremistischen Organisationen und ähnliche Lieder der Gewaltverherrlichung und des Länderraubes gesungen werden wie es damals war", fuhr der Bürgermeister fort. Die Minuten des Gedenkens sollten "Kraft und Zuversicht geben, um mit Zivilcourage und Toleranz gegen alle extremistischen Erscheinungen mit hoher Konsequenz entgegenzutreten", ermutigte Georg Graven. Der 5. Mai als Europatag sei ein guter Zeitpunkt, zu gedenken, in Erinnerung zu rufen, die Aufmerksamkeit der jungen Generation zu wecken und im vereinten Europa der Zukunft optimistisch entgegenzuschauen. Das geschlossene Hinschauen und Auftreten, das sich in der Gemeinde Langenorla durch alle Altersschichten ziehe, mache Mut, sagte Landrat Frank
Roßner. Er sei stolz, dass die Gemeinde einen solchen Tag des Gedenkens ausrichtet. "Wir wollen wachsam bleiben und diesen Tag auch in den nächsten Jahren begehen", sagte er.
Worte, in denen die Sehnsucht der Menschen nach Frieden zum Ausdruck kommt, hatte Pfarrer Christoph FUSS ausgewählt. Musikalisch begleitete Horst Hartinger die Gedenkfeier.
Den Kranzniederlegungen in Kleindembach und in Langenorla schloss sich das Fest der Völkerverständigung an. Sehr aufmerksam verfolgten die Gäste im Festzelt auf dem Sportplatz in Kleindembach das Programm der Mädchen und Jungen des örtlichen Kindergartens. Die Knirpse hatten sich im Vorfeld ihres Auftrittes mit dem Begriff Heimat und deren Bedeutung beschäftigt und dazu ein Gedicht vorbereitet. Ihr weiteres Programm erfreute das Publikum ebenso wie der Beitrag der Grundschüler aus Langenorla. Sie sangen unter anderem über Freundschaft und in ihre Tanzdarbietung stimmte das Publikum klatschend ein. Von vielen ihrer Zuhörer verabschiedeten sich die Grundschüler mit Nelken. Ein Dankeschön erhielten die jüngsten Einwohner der Gemeinde Langenorla nicht nur von Bürgermeister Georg Graven, sondern auch von Patrick Brion vom Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.
Die Dritt- und Viertklässler der Grundschule hatten sich in zwei Aktionstagen im April über das ehemalige Rüstungswerk Reimahg im Walpersberg informiert und waren vom Aktionsbündnis Courage aus Pößneck für die Gefahren des Rechtsextremismus sensibilisiert worden. Jeder könne und sollte etwas tun, wenn es um Völkerfreundschaft und den Frieden der Welt geht - das hätten die Grundschüler begriffen, sagten sie.
Mit der "Ode an die Freude" und weiteren Liedern bereicherte auch der Gesangverein Langenorla-Kleindembach das Programm. Die Sänger leiteten schließlich zum fröhlichen und geselligen Teil des Festes über.