Langenorla stellte einen Gedenkstein für die Zwangsarbeiter der REIMAHG
auf
Von 1941 bis 1945 waren im ehemaligen Porzellanwerk in
Kleindembach 1400 Zwangsarbeiter untergebracht, die in den REIMAHG-Werken
arbeiten mussten. Am 6.Mai 2004 wurde unter Beteiligung ehemaliger
Zwangsarbeiter aus Belgien ein Gedenkstein enthüllt.
(Die Fotos wurden freundlicherweise von Sergeant-Major Patrick Brion vom belgischen
Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt)
Von OTZ-Redakteur Peter Cissek OTZ vom 7.Mai 2004
Der slowakische Botschaftssekretär Peter Bak hat mit Landrat Frank Roßner und Bürgermeister Karl Christ gestern Abend in Kleindembach einen Gedenkstein enthüllt, der an die 1400 Zwangsarbeiter erinnert, die von 1941 bis 1945 im gegenüber liegenden ehemaligen Porzellanwerk untergebracht waren. Dem offiziellen Akt wohnten etwa 200 Personen bei, darunter einstige Zwangsarbeiter aus Belgien und Italien mit ihren Angehörigen, aber auch zahlreiche Einwohner.
"Von 1941 bis 1944 waren Gefangene aus Holland, Belgien und Frankreich im Porzellanwerk tätig", sagte Bürgermeister Karl Christ. Ab September 1944diente der Ziegelsteinbau als Außenlager des unterirdischen Rüstungsbetriebs Reimahg im Walpersberg bei Kahla. "Etwa 90 Prozent der in Kleindembach untergebrachten Zwangsarbeiter waren Slowaken, die von hieraus mit Zügen zur Reimahg gefahren wurden. Dort mussten sie täglich 14 Stunden Schwerstarbeit unter teils unmenschlichen Bedingungen verrichten: Bunker bauen, Stollen vorantreiben", sagte Sergeant-Major Patrick Brion vom belgischen Verteidigungsministerium, der Mitglied im Reimahg-Verein ist. In der Reimahg, eine Abkürzung für Reichsmarschall Hermann Göring, sollten insgesamt 15 000 Zwangsarbeiter gemeinsam mit Arbeitern zwangsverpflichteter deutscher Firmen und der Hitlerjugend das größte unterirdische Flugzeugwerk der Welt bauen. Mit der Fertigung des Strahljägers ME 262 versuchte die deutsche Führung die verlorene Lufthoheit wieder zu gewinnen. Der inzwischen 82-jährige Belgier Gaston Claeys war nur zehn Tage im Außenlager Kleindembach untergebracht, aber er kann sich noch genau an die Zeit erinnern. "Wir mussten auf Strohbetten schlafen, die total verlaust waren", sagte er der OTZ. Er kam danach ins Lager Kahla, wo er befreit wurde. Sein heute 80-jähriger Landsmann Jean van Gorp wurde am 5. Juli 1944 in Belgien verhaftet, weil er sich dem deutschen Befehl widersetzte, sich selbstständig bei der Wehrdienststelle als Zwangsarbeiter zu melden. Ende 1945 kam er in die Reimahg. "Dort bekam ich Diphtherie. Ein Arzt in einem amerikanischen Lazarett hat mir später das Leben gerettet", sagte van Gorp der OTZ.
"Etwa 3000 bis 6000 Reimahg - Zwangsarbeiter haben unseren Recherchen zu Folge nicht überlebt", so Sergeant-Major Brion. Ums Leben kamen damals auch 152 slowakische Gefangene, an die ein Mahnmal auf dem Kleindembacher Friedhof erinnert. Dort legte Botschaftssekretär Peter Bak, der den Kontakt zu den überlebenden slowakischen Zwangsarbeitern herstellen will, kurz vor der Gedenksteinenthüllung Blumen nieder.
"Diese Opfer zeigen uns, dass wir in Europa in Frieden leben müssen", sagte er wenige Tage nach der EU-Osterweiterung.