Heimatverein

 Heimatverein

 

 

 
 
 
 
Wanderung des Heimatvereins  am 16. Mai 2015
Unsere Wanderung in den Nachbarfluren führt diesmal nach Neustadt/O. zum Bismarckturm, der auch Adolf-Elle-Turm hieß. Die Vorsitzende des Fördervereins, Frau Oltscher-Roder, ist gern bereit, uns mit Erklärungen viel Interessantes mitzuteilen.
Vor 100 Jahren war der Aussichtsturm eingeweiht. Er hat eine Höhe von 32,65 Meter auf dem Kesselberg  (426 m über NN).

An der Heinrichsruh

Am Bismarckturm

                     7. F l u r b e g e h u n g
… weiter auf den Grenzfluren westlich von Langenorla …

                   am Sonnabend, dem 21. März 2015

Treff: 13 Uhr, am Wegweiser „Loch“
(PKW-Parken am Sportplatz)

Diese siebende Flurbegehung des Heimatvereins setzt die letzte bis zur Eisernen Hand vor einem Jahr fort:
Der Weg führt den Lochgrund hinauf auf die „Orlamünder Straße“ = Hüttener Holzstraße: Unsere Flurgrenze zu Hütten und bis 1918 der alte GRENZWEG Sachsen-Altenburg zu Sachsen-Meiningen. Vorbei am Löscherberg (331 m) sind wir in 1,5 km an der Flurmarke STERN und kurz danach am Herrenberg (330 m). Von hier gehen wir hinunter ins Orlatal und durch Langenorla zurück zum Sportplatz.
Die Wegstrecke ist etwa 5 km lang. Dauer : etwa 2 - 3 Stunden
Der Heimatverein möchte auch mit diesem Flurgang die Kenntnis für jung und alt über die Fluren in unserer Gemeinde und ihre Grenzen und Besonderheiten vertiefen und erweitern.

 

„ Herbstwanderung über den Häderberg“ im  Oktober  2014

 

 

Grenzgebiet
Grenzsteine am historischen Grenzweg erinnern an einstige Landesgrenzen in unserer engeren Heimat

Einen „Grenzweg", der auch namentlich so ausgeschildert ist, wird ein Heimatfreund von Kleindembach aus nach Norden etwa 160 Höhenmeter hinauf mühevoll erreichen; entweder vom Fräßtal oder vom Eichtal aus. Hier im Wald verläuft er etwa 360 m ü. NN. Er führt nordöstlich nach Hummelshain; diesen Weg gehen wir etwa 700 m und biegen dann links ab auf den neuen Forstweg, weil der alte Grenzweg schlecht zu erlaufen ist. Nach 400 m erreichen wir die Marke „Schwenen" (die doch wie früher ‚Schwäne' heißen sollte). Nach weiteren 400 m Richtung Hummelshain treffen wir wieder auf den historischen Grenzweg, den wir bis nach Lichtenau nicht mehr verlassen: wir sind dann in alten Grenzfluren.

Auf diesem alten Weg gehen wir einen Kilometer weiter, da ist über uns eine 380 kV-Hochleitung, die südlich über die Schuberthöhe und quer über Langendembach vom Oberland und der Saale trassiert ist. Noch etwa 700 m gehen wir weiter - immer gesäumt von Grenzsteinen - und sind dabei parallel zur Ortsstraße und 110 m über Langendembach. Eine Flurmarke zeigt nach rechts hinunter ins Ullrichstal; nach weiteren dreihundert Metern, links steht eine kleine Hütte, biegen wir nach rechts ab. Der Grenzweg führt südlich ins Tal bis zur Flurmarke „Zigeunertanne" an der Forststraße Langendembach - Hummelshain, den „Toten Mann" hoch.

Vom oberen Grenzweg bis hier herunter ist es etwa einen Kilometer; weiter führt die Grenze östlich zum „Bettelmann" und dann Richtung Lichtenau.

Seit Jahrhunderten teilte diese Grenze souveräne Staaten in Thüringen. In der „Blütezeit" der Kleinstaaterei gab es 32 Staaten auf Thüringer Gebiet. 350 Jahre lang war unsere engere Heimat Grenzgebiet: seit 1567, als u. a. Kleindembach und Langendembach zum albertinischen Kursachsen gehörte und damit Landesgrenzgebiet zu den ernestinischen Ländern, wie z. Bsp. Hummelshain, Langenorla und Schweinitz, wurde.

Ein Weg konnte vom altenburgischen Langenorla durch das weimarische Kleindembach und das altenburgische Schweinitz über das weimarische Köstitz zum meiningischen Jüdewein (heute Pößneck) führen, und er war gar nicht so lang über die vier Landesgrenzen. Mit der erzwungenen Abdankung der Regenten nach der Novemberrevolution 1918 gab es die Kleinstaaten im Deutschen Reich so nicht mehr und die Grenzen verloren ihren abtrennenden und auch rechtsetzenden Inhalt. Erst im Jahre 1920 wurde dann Thüringen staatlich als Freistaat d. h. frei vom Landesherrn begründet. An dem Grenzweg stehen die schlichten altenburgischen Grenzsteine, ohne Wappen, etwa 40 cm hoch, aus Sandstein mit der eingravierten

Inschrift „H A", „1834". Das weist auf die Langenorlaer Flur hin, die zum Herzogtum Altenburg, später, bis 1918, Sachsen-Altenburg gehörte. „G W" steht auf der Seite zu Kleindembach auf den Steinen, also Großherzogtum Weimar, Sachsen-Weimar-Eisenach seit 1815.

Denen gegenüber stehen an diesem Weg doppelt so große, prächtige Grenzdenkmale aus Sandstein mit manchen Lädierungen aus vergangenen Zeiten. Sie tragen das kursächsische Wappen mit den gekreuzten Schwertern und den Buchstaben „F A" sowie „und S Z" mit der Jahreszahl „1730" - alles kunstvoll vom Steinmetz ausgemeiselt. Solche gewaltigen Grenzsteine sollten auch den Eindruck eines großen Machtstaates vermitteln: bis zum Jahre 1733 regierte der sächsische König Friedrich August I. - genannt August der Starke -, versehen mit der Kurwürde; er durfte den Kaiser küren, d.h. mitwählen.


Der Heimatfreund fragt nach dem Sinn der Buchstaben „S Z"? Sollte das an das Herzogtum Sachsen-Zeitz erinnern? Jedoch ist schon 1718 (also 12 Jahre vor der Grenzsteinsetzung 1730) die Herrschaft von Sachsen-Zeitz erloschen und wieder an Kursachsen gefallen. Könnte das Sachsen-Ziegenrück bedeuten, weil die Ämter Ziegenrück, Arnshaugk und Weida 1567 an Sachsen fielen.

Kleindembach und Langendembach gehörten also damals zum (albertinischen) Königreich Sachsen und später zum (ernestinischen) Großherzogtum Sachsen Weimar - bis 1918 durch den Weg abgegrenzt vom „altenburgischen" Langenorla und Schweinitz. Die Ernestiner und die Albertiner als Nachkommen der sächsischen Wettiner (Teilung war 1485) hatten also alle ein sächsisches Herkommen; daher wird den Herrscherhäusern das ‚Sachsen-' vorgestellt. Heute ist der Grenzweg immerhin noch die Flurgrenze zu Hummelshain, d. h. die Kreisgrenze zwischen dem Saale-Holzland-Kreis und dem Saale-Orla-Kreis.

So kann festgestellt werden, dass der Grenzweg über Jahrhunderte stabil Länder begrenzt hat - wenn sich auch die Landeshoheiten veränderten.

Als die nördlichsten Dörfer gehörten Kleindembach und Langendembach zum Neustädter Kreis, der seit dem Jahre 1567 an Kursachsen „verpfändet" war. Erst mit dem Wiener Kongress 1815 wird dieser kursächsische Kreis (Neustadt/O., Weida) dem neu ernannten Groß-Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zufallen. Das Königreich Sachsen besitzt damit in Thüringen keine Anteile mehr.

Die kursächsischen Grenzsteine sind sehr schöne Flurdenkmale, und der Wanderfreund kommt auf den Gedanken, dass sie nach Jahrhunderten heute zur Freude der Menschen restauriert werden könnten, ohne ihre ,Patina' zu verlieren; mindestens einer erst einmal…

Beitrag für das Heimatjahrbuch 2010

Dietrich Böhme, Langenorla
24.6.2009